Thema: Ich bin der gute Hirte (Johannes 10,1-18)
Bedeutung der Ich bin – Worte
Die „Ich bin – Worte“ Jesu sind zentral, um seine Identität und Funktion zu begreifen. Es ist quasi die Selbstauskunft Jesu, die seine Identität widerspiegelt.
Jesus stellt sich in gleicher Weise vor, so wie Gott sich Mose vorgestellt hat „Ich bin … der ich bin“ (2. Mose 3,14)
Die „Ich bin – Worte“ sind anschaulich aus der Lebenswelt der damaligen Zuhörer entnommen und müssen auf diesem Hintergrund gedeutet werden.
Joh 6,35: Ich bin das Brot des Lebens.
Joh 8,12: Ich bin das Licht der Welt.
Joh 10,9: Ich bin die Tür.
Joh 10,11: Ich bin der gute Hirte.
Joh 11,25: Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Joh 14,6: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.
Joh 15,1: Ich bin der wahre Weinstock.
Die heutige Predigt befasst sich mit einem doppelten „Ich bin – Wort“: „Ich bin der gute Hirte“ und „Ich bin die Tür“. Beides ist ineinander verschachtelt, macht aber nochmal auf unterschiedliche Aspekte der Identität Jesu aufmerksam.
Bevor wir uns das Gleichnis an sich anschauen, schauen wir mal darauf, was es bewirkt hat. Die Bedeutung einer Geschichte, einer Aktion sieht man meistens erst an dem, was hinterher passiert.
„Da entstand abermals Zwietracht unter den Juden wegen dieser Worte.“ (Vers19)
„Wie lange hältst du uns im Ungewissen? Bist du der Christus, so sage es frei heraus.“ (Vers 24)
„Da suchten sie abermals, ihn zu ergreifen. Aber er entging ihren Händen.“ (Vers 39)
Streit, Ungewissheit, Ergreifung – das deutet auf wesentlich mehr als nur ein romantisches Hirtenbild, der ein Schaf auf den Armen trägt. Jesus zielt mit diesem Gleichnis auf den Kern seiner Sendung, der in den Ohren der Pharisäer und Schriftgelehrtem einem Generalangriff auf das Judentum gleichkommt.
Wer sind seine Zuhörer?
Vers 1: „… ich sage euch“ meint die Pharisäer (siehe Kap.9,40 Heilung des Blindgeborenen)
Der Stall ist vielmehr ein Hof, in dem Hirten in den Wintermonaten ihre Schafe unterbringen und bewachen lassen konnten. So wie Eltern bei IKEA ihre Kinder im Smaland abgeben und hinterher wieder herausrufen.
Wie ist nun das Gleichnis zu „übersetzen“?
Hof – jüdische Gesetzesordnung
Schafherde – jüdisches Volk (Ps.23)
Diebe – Pharisäer (wörtl. „er steigt hinüber“)
Türhüter – Johannes der Täufer (er sagt den Juden, wer der Messias ist)
Stimme des Hirten – Predigt Jesu (Jesus wird an der Lehre erkannt)
Tür – das mosaische Gesetz (das im Folgenden von Jesus ersetzt wird: „Ich bin die Tür“)
Tagelöhner – geistliche Leiter des Gottesvolkes (Priester und Schriftgelehrte)
Wolf – Satan (der die Herde Jesu auseinandertreiben will)
Was lernen wir aus dem Gleichnis?
1.Nur das Hören auf die Stimme Jesu zählt.
Innerhalb des Hofes zu sein, bedeutet nicht automatisch zur Herde des Hirten zu gehören.
Es kommt im Nachgang (nach Jesu Wirken) noch „eine andere Herde“ hinzu, die mit der aus dem Stall geführten Herde verschmolzen wird. Hinweis auf die Heidenmission und die Erweiterung des Gottesvolkes.
Der Schutz ist nicht mehr der ummauerte Hof, sondern die Anwesenheit des Hirten. Es geht um die Nachfolge über alle Hügel und Täler und die stete Nähe zum Hirten. Kein religiöser Rahmen mehr, sondern gelebte Beziehung.
Das Gleichnis hört mit dem Herausführen auf. Sie kommen nicht zurück in den Hof. Jesus wird die Gläubigen nicht wieder in die Gesetzlichkeit zurückbringen, sondern zum Vater führen.
1. Wie hast du das Gleichnis vom „guten Hirten“ bislang verstanden?
2. Kannst du den Zorn der anwesenden Pharisäer nachvollziehen?
3. Inwiefern macht es für dich einen Unterschied, in der Jesusbeziehung unterwegs zu sein und nicht nur Teil eines religiösen Systems?
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